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15. Januar 2021

Bessel-Hagen, Erich Bessel-Hagen, Erich

Der Mathematiker Erich Bessel-Hagen lehrte von 1931 bis 1946 an der Universität Bonn. Als einer von wenigen hielt er auch während der Zeit des Nationalsozialismus Kontakt zu seinen jüdischen Kollegen. Im Zweiten Weltkrieg machte er sich besonders um die Sicherung der Bestände des Mathematikhistorischen Instituts verdient.

Erich Bessel-Hagen
Erich Bessel-Hagen © https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11968636
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Erich Bessel-Hagen wurde am 12. September 1898 als Sohn von Fritz Karl Bessel-Hagen (1856 – 1945, Chirurg und Direktor des städtischen Krankenhauses Charlottenburg – Westend) in Charlottenburg geboren. Sein Urgroßvater war der Astronom Friedrich Wilhelm Bessel (1784 – 1846).

Nach dem Abitur am Kaiserin-Augusta-Gymnasium nahm er 1917 in Berlin ein Studium der Mathematik und Physik auf. Während seiner Studienzeit hörte er u.a. bei Max Planck, Erhard Schmiss und Issai Schur. Wegen seiner körperlichen Konstitution und seiner Kurzsichtigkeit entging er dem Militäreinsatz im Ersten Weltkrieg. Im Jahr 1920 promovierte Erich Bessel-Hagen bei Constantin Carathédory über das Thema „Unstetige Variationsprobleme“.

Im Anschluss an die Promotion arbeitete er von 1921 bis 1924 als privater Assistent von Felix Klein an der Universität Göttingen.

1925 habilitierte sich Bessel–Hagen an der Universität Göttingen mit dem Thema „elliptische Modulfunktionen“ und wurde Privatdozent. 1927 und 1928 folgten Umhabilitierungen an die Universität Halle und die Universität Bonn. Dort wurde Bessel-Hagen 1931 zunächst nichtbeamteter außerordentlicher Professor und 1939 außerplanmäßiger Professor.

1935 übernahm er die Leitung der Historischen Abteilung des Mathematischen Seminars als Nachfolger des amtsenthobenen Otto Toeplitz.

Dem Nationalsozialismus gegenüber äußerst kritisch eingestellt, hielt er auch nach deren Entlassung weiterhin Kontakt zu seinen jüdischen Fachgenossen Felix Hausdorff und Otto Toeplitz. Während des Zweiten Weltkrieges kümmerte sich Erich Bessel-Hagen, der aufgrund einer starken Gehbehinderung und anderer Krankheiten kriegsuntauglich in Bonn verblieb, um die Studenten seiner eingezogenen Kollegen und um die Sicherung der Bestände des Mathematikhistorischen Instituts und des Nachlasses von Felix Hausdorff.

Am 29. März 1946 verstarb Erich Bessel-Hagen in Bonn.

Die ULB Bonn übernahm 1995 den im Mathematischen Institut aufbewahrten Teilnachlass, 2009 den Hauptnachlass Erich Bessel-Hagens vom Archiv der Universität Bonn. Für letzteren lag bereits ein Verzeichnis von Erwin Neuenschwander vor.

Ein vollständiges Inhaltsverzeichnis fügt einer Überarbeitung des Neuenschwander’schen Verzeichnisses die Dokumente des 1995 erworbenen Teilnachlasses sowie drei als Geschenk erhaltene Briefe Bessel-Hagens an Helmut Ulm hinzu.

Der im Universitätsarchiv lange Zeit als verschollen geltende Abschiedsbrief von Felix Hausdorff an Hans Wollstein wurde nach seiner Wiederauffindung im Jahr 2020 der ULB übergeben. Er wurde dort allerdings nicht dem NL Bessel-Hagen zugefügt, sondern ersetzt die im Nachlass Hausdorff liegende Kopie.


Verzeichnis

Veröffentlichungen aus dem Nachlass

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