Universität Bonn

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07. August 2020

Hausdorff, Felix Hausdorff, Felix

Der Mathematiker Felix Hausdorff wirkte bis zu seiner Zwangsemeritierung an der Universität Bonn und publizierte auch philosophische und literarische Werke. Der Nachlass konnte 1980 von der Universitäts- und Landesbibliothek erworben werden.

Felix Hausdorff (ULB Bonn : NL Hausdorff :  Kapsel 65 : Nr. 06)
Felix Hausdorff (ULB Bonn : NL Hausdorff : Kapsel 65 : Nr. 06) © ULB Bonn
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Der bedeutende Mathematiker Felix Hausdorff (1868-1942), der unter dem Pseudonym Paul Mongré auch philosophische und literarische Werke publizierte, wurde 1921 zum Ordinarius für Mathematik an die Universität Bonn berufen.

Vorher hatte er als außerordentlicher Professor in Leipzig und Bonn sowie als Ordinarius in Greifswald gewirkt. Weil er Jude war, wurde er 1935 zwangsemeritiert. Er hat auch danach trotz Demütigungen und Verfolgung unermüdlich weiter mathematisch gearbeitet.

Als Anfang 1942 die Deportation in ein Konzentrationslager drohte, nahm er sich am 26.1.1942, gemeinsam mit seiner Frau Charlotte und seiner Schwägerin Edith Pappenheim, das Leben.

Sein wissenschaftlicher Nachlass wurde von seinem Freund, dem Ägyptologen Hans Bonnet, gerettet. Bonnet selbst schildert die Umstände der Rettung und das weitere Schicksal des Nachlasses im Jahresbericht der Deutschen Mathematikervereinigung 69 (1967), S.75 (151)-76 (152).

Prof. Dr. Günter Bergmann (Münster) hat den Nachlass Hausdorffs 1964 vom Mathematischen Institut der Universität Bonn übernommen, um ihn zu bearbeiten. In jahrelanger mühevoller Kleinarbeit stellte er die jetzige Ordnung des Nachlasses, die im Zuge der Katalogisierung nur an ganz wenigen Stellen unwesentlich verändert wurde, her.

Mittels Tinten- und Papiervergleich und unter Berücksichtigung der sachlichen Zusammenhänge hat er versucht, die undatierten Stücke zeitlich einzuordnen. Er hat auch einige Teile des Nachlasses im Faksimiledruck publiziert: Felix Hausdorff: Nachgelassene Schriften. Hrsg. von Günter Bergmann, Bd.1.2. Stuttgart 1969.

1980 konnte die Universitäts- und Landesbibliothek Bonn durch Vermittlung von Prof. Bergmann den Nachlass Hausdorffs erwerben.

1992 wurde der Nachlass von Hausdorffs Tochter Lenore König der Bibliothek übereignet, und 1994 übergab Prof. Bergmann noch eine große Anzahl Fotos aus dem Besitz von Frau König an die ULB Bonn.

Aus dem Nachlass König wurden alle diejenigen Stücke in den Nachlass Hausdorff umgelegt, die ursprünglich in seinem Besitz waren oder aus seiner bzw. seiner Frau Feder stammen (Briefe, Lebensdokumente, Fotos).

Alle Lenore König, deren Gatten und Kinder betreffenden Stücke verblieben im Nachlass Hausdorff / König; das betrifft auch einige Bilder von Hausdorff, soweit sie in Alben der Familie König eingeklebt sind.

In den Jahren 1996, 2012 und 2014 konnte der Nachlass Hausdorff durch Geschenke von Professor Shiryaev (Moskau), Frau Duscha S. Weisskopf (USA) und Professor Elstrod (Münster) angereichert werden.

2009 übernahm die Universitäts- und Landesbibliothek darüber hinaus die bis dahin im Archiv der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn aufbewahrten Materialien Felix Hausdorffs.

Der berühmte Abschiedsbrief an Hans Wollstein vom 25.1.1942 wurde der ULB Bonn durch das Archiv am 5.8.2020 feierlich übergeben.

Die Katalogisierung des Nachlasses Hausdorff erfolgte mit Personalmitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft von Oktober 1993 bis Dezember 1995.

Der gesamte Nachlass ist im Verbundkatalog Kalliope verzeichnet; die 1980 und 1992 erworbenen Dokumente zusätzlich in einem Findbuch.

Verfasser: Prof. Dr. Walter Purkert


Verzeichnis

  • Purkert, Walter: Nachlaß Felix Hausdorff. Findbuch. Bonn 1995
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