Ein Stolperstein für Helene Wieruszowski
Anlässlich ihres 130. Geburtstages wurde ein Stolperstein für die ehemalige Mitarbeiterin der damaligen Universitätsbibliothek Bonn, Prof. Dr. Helene Wieruszowski, verlegt. Helene Wieruszowski wurde in der Zeit des Nationalsozialismus aufgrund ihrer Abstammung aus einer jüdischen Familie verfolgt und floh ins Exil.
Am 13. Dezember 2023 wurde für die ehemalige Mitarbeiterin der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Prof. Dr. Helene Wieruszowski, anlässlich ihres 130. Geburtstags ein sogenannter Stolperstein verlegt.
Helene Wieruszowski wurde in der Zeit des Nationalsozialismus aufgrund ihrer Abstammung aus einer jüdischen Familie verfolgt. Sie verlor unter Zwang der rassistischen NS-Gesetzgebung Anfang 1934 ihre Stelle an der damaligen Universitätsbibliothek sowie ihre Pensionsansprüche und flüchtete über Spanien und Italien schließlich in die USA ins Exil.
Erwachsen war die Initiative zur Verlegung eines Stolpersteins – ein 1992/93 initiiertes Projekt des Künstlers Gunter Demnig – aus der Aufarbeitung der Geschichte der ULB Bonn in der NS-Zeit im Rahmen des Projekts zur „Ermittlung von NS-Raubgut in der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn“. Da für Helene Wieruszowski in Bonn zum damaligen Zeitpunkt noch kein Stolperstein – für gewöhnlich an der letzten Wohnadresse der NS-Opfer – verlegt war, lag das diesbezügliche Engagement der ULB nahe.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn (IGW) – Wieruszowski studierte unter anderem in Bonn Geschichte und wurde in diesem Fach im Jahr 1918 beim Mediävisten Wilhelm Levison promoviert – und der Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn, die die Stolpersteinverlegungen in Bonn koordiniert, sowie dem Förderverein Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn e.V. konnte die Verlegung des Gedenksteins umgesetzt werden.
Er befindet sich vor dem ehemaligen Standort des Arbeitsplatzes von Helene Wieruszowski am Universitätshauptgebäude (Regina-Pacis-Weg 7, Eingang Stadtgarten).
Der Stolpersteinverlegung ging eine Gedenkfeier im Bonner Institut für Geschichtswissenschaft voraus. Die Veranstaltung wurde von Prof. Dr. Andrea Stieldorf moderiert, Grußworte sprachen Prof. Dr. Matthias Becher für das IGW und Dr. Ulrich Meyer-Doerpinghaus für die ULB, ein Kurzvortrag von Dr. Tobias P. Jansen gab Einblick in Leben und Wirken Helene Wieruszowskis im Bonn der 1920er und 1930er Jahre.


Der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Biographie Helene Wieruszowskis sind zwei Beiträge erwachsen:
- Tobias P. Jansen, „Entlassen auf Grund der nationalsozialistischen Gesetzgebung“. Dem Andenken der Bonner Mediävistin und Bibliothekarin Helene Wieruszowski (1893–1978), in: Rheinische Vierteljahrsblätter 89 (2025) [zum Druck eingereicht].
- Ders., Art. Helene Wieruszowski. Mediävistin und Bibliothekarin (1893-1978), in: Internetportal Rheinische Geschichte [in Vorbereitung].
Einstweilen kann – aus bibliothekarischer Sicht – als biografische Übersicht auf das folgende Werk verwiesen werden, das die wichtigsten Literatur- und Quellenhinweise bietet:
- Ulrich Hohoff, Wissenschaftliche Bibliothekare als Opfer der NS-Diktatur. Ein Personenlexikon (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 62), Wiesbaden 2017, S. 326 f. [ULB Bonn, Sign. 2017/4441]
Diese Dokumentation dient – ergänzend zum Stolperstein – dem Andenken unserer verfolgten Kollegin und Mitarbeiterin.
Weiterführende Links:
- Pressemeldung der Universität Bonn zur Verlegung des Gedenksteins. Mit einer Fotogalerie von der Veranstaltung.
- Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn.
- Stadt Bonn, Broschüre „Stolpersteine in Bonn 2023“.
- Westdeutscher Rundfunk (WDR), „Stolpersteine NRW“.
- Stolpersteine. Ein KunstDenkmal von Gunter Demnig.
Stand: 23.04.2025