Geboren wurde Franz Heinrich Reusch am 4. Dezember 1825 im sauerländischen Brilon. Er studierte Theologie in Bonn, Tübingen sowie München, promovierte anschließend in Münster und wurde 1849 zum Priester geweiht. 1854 kehrte er als Privatdozent für Exegese des Alten Testaments an die Bonner Universität zurück. Hier wurde er 1861, noch im Jahr seiner Habilitation, zum Professor ernannt.
Während seines Semesters in München machte Reusch die Bekanntschaft mit Ignaz Döllinger, Professor für Kirchengeschichte und einer der einflussreichsten katholischen Theologen seiner Zeit. Döllinger sprach sich gegen eine starke, zentralistische Rolle des Papstes aus und begriff die katholische Theologie als wissenschaftliche Disziplin, für die die gleichen strengen wissenschaftlichen Methoden gelten würden wie für die anderen Fächer.
Als er bei einer Gelehrtenversammlung 1863 in München Ideen vortrug, die im Widerspruch zu Vorstellungen des damaligen Papstes Pius XI. standen, verurteilte die Kurie derartige Versammlungen erst scharf und verbat sie dann gänzlich.
Auf der Suche nach einem neuen wissenschaftlichen Diskussionsforum wandte sich Döllinger 1864 an Franz Heinrich Reusch, der ihm geistig nahestand und journalistische Erfahrungen besaß. Reusch unterstützte ihn tatkräftig, indem er eine private Konferenz von Gleichgesinnten zur Gründung eines theologischen Literaturblattes organisierte, die im September 1865 in Bonn stattfand.
Reusch übernahm die Redaktion dieser neuen Zeitschrift, die unter der Schirmherrschaft der Katholisch-Theologischen Fakultät zu Bonn stand. In dieser Funktion verfasste er das Vorwort zur ersten Ausgabe, die am 1. Januar 1866 erschien, mit einer Erläuterung zu Sinn und Zweck dieser neuen Zeitschrift:
„Daß „theologische Literaturblatt“ soll einerseits seine Leser mit allen nennenswerten Erscheinungen auf dem Gebiete der Theologie und der an dieselbe angrenzenden Wissenschaften bekannt machen, andererseits durch kritische Besprechung derselben die Wissenschaft selbst fördern.“
Zudem machte Reusch deutlich, dass nicht nur katholische und deutsche Beiträge gewünscht seien, sondern auch „alkatholische“ und Beiträge aus dem Ausland. Er blieb Redakteur, bis das Erscheinen der Zeitschrift Ende 1877 eingestellt wurde. Grund war der Rückgang sowohl der Abonnenten als auch der Beiträge.
Reusch gehörte auch zu denjenigen, die das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit von 1870 entschieden ablehnten. Als Reaktion auf diese Politik des Vatikans erklärte er mit Gleichgesinnten, „dass sie die Dekrete über die absolute Gewalt des Papstes und dessen persönliche Unfehlbarkeit als Entscheidung eines ökumenischen Concils nicht anerkennen, vielmehr dieselben als eine mit dem überlieferten Glauben der Kirche in Widerspruch stehende Neuerung verwerfen.“
Diese Erklärung wurde am 9. September 1870 in der Kölnischen Zeitung abgedruckt und von über 450 Personen unterzeichnet. Letztlich führten diese Entwicklungen zur Gründung der Altkatholischen Kirche, die im Gegensatz zur römisch-katholischen Kirche bischöflich-synodal ausgerichtet ist. Auch hierbei übernahm Reusch einen aktiven Part.
Noch im Sommersemester 1897 gab Reusch, mit über siebzig Jahren, von montags bis samstags Lehrveranstaltungen „über lateinische und deutsche Bibelübersetzungen“ und zur „Genesis“ an der Universität in Bonn. Dort starb er am 3. März 1900.
Kurz nach seinem Tod übernahm die Universitätsbibliothek Teile seines wissenschaftlichen Nachlasses (Signaturen S 1139 bis 1158), von denen nur noch die Signaturen S 1145, 1152, 1152a und 1158 erhalten sind, alle anderen Signaturen gelten als Kriegsverlust.
Sämtliche Ausgaben des Theologischen Literaturblattes (1866 bis 1877) befinden sich im Bestand der ULB und können in bonnus bestellt werden.
Die Ausgabe der Kölnischen Zeitung vom 9. September 1870 ist im Zeitungsportal zeit.punkt.NRW frei zugänglich.
Das Vorlesungsverzeichnis vom Sommersemester 1897 kann in den Digitalen Sammlungen der ULB als PDF heruntergeladen werden.