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Wied, Maximilian zu

Die Bibliothek des Prinzen Maximilian zu Wied.

Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler arbeiten hinter einer Glasfassade und mischen Chemikalien mit Großgeräten.
Maximilian zu Wied © Wikimedia Commons: Public domain

Maximilian zu Wied wurde am 23. September 1782 als 8. von 10 Kindern des Erbgrafen Friedrich Karl zu Wied in Neuwied geboren.

Als nachgeborener Sohn kam er für die Erbfolge nicht in Frage. Ohnehin interessierte er sich, ähnlich wie Prinz Georg von Preußen, wenig für Politik und Militär. Er nahm zwar im preußischen Dienst am Befreiungskrieg teil, liebte aber eigentlich die Künste und die Naturwissenschaften.

Im Jahre 1804, nachdem er seinen zweijährigen Militärdienst beendet hatte, reiste er nach Österreich und Italien und schrieb sich einige Jahre später an der Universität Göttingen für den Fachbereich "Schöne Wissenschaften" ein. Allerdings war es nicht sein Ziel, einen akademischen Abschluss zu erreichen, sondern er beabsichtigte, sich mit Hilfe des Studiums auf seine geplante Brasilienreise vorzubereiten.

Seinem Vorbild Alexander von Humboldt folgend, bereiste Maximilian in den Jahren 1815-1817 die portugiesischen Kolonien Südamerikas. Daraus resultierte sein Werk "Reise nach Brasilien", in dem er hauptsächlich ethnographische und zoologische Hintergründe darstellt.

Seine zweite Reise führte ihn 1832-1834 nach Nordamerika. Er hielt sich fast ein Jahr  bei den Indianerstämmen am oberen Missouri auf, die bis dahin nur wenig Kontakt zu den Weißen gehabt hatten.

Bei dieser Reise wurde er von dem Schweizer Maler Karl Bodmer (1809-1893) begleitet. Seine Eindrücke und Forschungsergebnisse veröffentlichte er in dem Werk die "Reise in das innere Nordamerika in den Jahren 1832-34".

Durch seine beiden Reisen erarbeitete er sich den Respekt der wissenschaftlichen Öffentlichkeit: u.a. hatte er persönlichen Kontakt mit Coenraad Jacob Temminck (1778 - 1858), Johann Jakob von Tschudi (1818 - 1889) und Heinrich Rudolf Schinz (1777 - 1861). John Gould (1804 - 1881), der vielleicht berühmteste Vogelkundler und Tiermaler seiner Zeit, besuchte ihn 1846 in Neuwied und ging mit dem Prinzen auf die Jagd.

Alexander von Humboldt (1769 - 1859) schenkte ihm ein signiertes Porträt. Maximilian war Mitglied in einer Reihe von naturforschenden Vereinen. 1858 verlieh ihm die Universität Jena die Ehrendoktorwürde. Es wurden mehr als 50 Tierarten nach ihm benannt.

Er starb am 3. Februar 1867 in Neuwied. 

Büchersammlung des Prinzen zu Wied

Als Maximilian verstarb, zählte seine Bibliothek circa 1500 Werke verteilt auf circa 3200 Bände. Unter großen Mühen und mit dem Einsatz erheblicher finanzieller Mittel kaufte oder subskribierte er Neuerscheinungen sofort.

Er erwarb Bücher auf  Auktionen und tauschte sogar immer wieder Gegenstände, die er von seinen Reisen mitgebracht hatte, gegen Bücher ein.

Seine Bibliothek war fast ausschließlich zu seinem persönlichen Gebrauch bestimmt. Er nutzte sie zur Vorbereitung seiner Reisen, zur Bestimmung von Tieren, Pflanzen und Steinen sowie zur Erstellung seiner Veröffentlichungen.

Maximilian verwaltete seine Bibliothek selbst. Er hatte sogar begonnen, einen Katalog anzulegen, der aber nach 500 Titel abgebrochen wurde. Einen vollständigen Katalog gab es nach seinem Tod zunächst nicht.

Den überwiegenden Teil der Büchersammlung seines Großonkels schenkte Wilhelm zu Wied (1845 - 1907) der Bonner Universitätsbibliothek, die am 11. Januar 1868,  anderthalb Jahre nach dem Tod Maximilians, offiziell davon erfuhr. Anlass der Schenkung war der 50. Jahrestag der Universitätsgründung.

Von den nicht nach Bonn gegebenen Beständen der Wied'schen Bibliothek wurden circa 400-500 Bände einem "hiesigen Naturhistorischen Verein" geschenkt. 1867 und 1870 wurden weitere Bände an ein New Yorker Museum gegeben. Der restliche Bestand blieb weitere 90 Jahre in Neuwied. 1959-1961 wurden fast alle Werke, zusammen mit anderen persönlichen Hinterlassenschaften, an den New Yorker Kunsthändler Knoedler verkauft. Einen größeren Teil davon erwarb die Northern Natural Gas Company in Omaha, die diesen als Dauerleihgabe an das Joselyn Art Museum weitergab.

Später kaufte die Robert Bosch Stiftung einen weiteren Teil, 76 Werke mit Bezug zu Brasilien, zurück. Zudem erwarb sie auch einen Teil des handschriftlichen Nachlasses.

Bonaparte, Charles Lucian: Prodromus systematis ichthyologiae, 1850 (ULB Bonn: Qa 996)
Bonaparte, Charles Lucian: Prodromus systematis ichthyologiae, 1850 (ULB Bonn: Qa 996) © ULB Bonn
Widmung Wied
© ULB Bonn

Für die Bücher, die der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn übergeben wurden, fertigte man ein eigenes Verzeichnis an. Dessen Verbleib ist allerdings bis heute ungeklärt.

Anhand der Zählung der Zugangsnummern auf den alten Katalogkarten, die in der  Universitäts- und Landesbibliothek während der Einarbeitung der Bücher angelegt wurden, lässt sich aber ableiten, dass es dieses Verzeichnis gegeben haben muss. 

Die Bücher, die die Bonner Universitätsbibliothek erhielt, wurden zu 86% eingearbeitet. Die restlichen 14% (ca. 280 Bände) wurden ausgesondert oder als Dubletten nach Neuwied zurückgegeben.

Die Wied'schen Bücher wurden in den bestehenden Bestand eingearbeitet und nicht, wie beispielsweise die Savigny-Bibliothek oder die Prinz-Georg-Bibliothek, separat aufgestellt.

Durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs gingen vor allem in den Bestandsgruppen L (Geschichte) und M (Geographie) eine Reihe von Wied-Büchern verloren. Die Hauptabteilungen N (Reisen) und Qa-Qc (Naturwissenschaften) blieben aber unversehrt, so dass heute, nach einer Neukatalogisierung, der weitaus größte Teil der Bibliothek des Prinzen zu Wied über das Suchportal bonnus recherchierbar ist. 

Die Wied'sche Bibliothek hat ein weitgehend einheitliches Erscheinungsbild mit einer intensiven Farbgebung.

Maximilian ließ sich seine Bücher offensichtlich immer von den gleichen Buchbindern einbinden. Es ist zu vermuten, dass diese aus der Herrnhuter Brüdergemeinde kamen, die in Neuwied noch heute ansässig ist und die für ihre kräftigen Farben beim Bucheinband bekannt sind: So sind die Titelschilder auf den Buchrücken hellrot, orange, grün und blau und korrespondieren mit den blau oder grün eingefärbten Schnitten.

Der blaue Schnitt steht in der Regel für Reisewerke, Geographie und Geschichte; der grüne für alles andere.

Maximilian zu Wied nahm in seinen Büchern keinerlei Anmerkungen vor. In wenigen Fällen findet sich lediglich ein Besitzvermerk in Form von "MaxP zu Wied" oder "M.z.W."

Einbände aus der Provenienz Maximilian zu Wied
Einbände aus der Provenienz Maximilian zu Wied © ULB Bonn

Hervorzuhebende Werke der Sammlung

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