Universität Bonn

Sammlungen ULB Bonn DE

07. Juli 2023

Verehrt und verfolgt: Max Grünhut zum 130. Geburtstag Verehrt und verfolgt: Max Grünhut zum 130. Geburtstag

Max Grünhut
Max Grünhut - (ULB Bonn, Porträtsammlung) © Creative Commons Gemeinfrei 1.0 International Lizenz
Alle Bilder in Originalgröße herunterladen Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.

Max Grünhut wurde am 07.07.1893 in Magdeburg geboren.

Er war jüdischer Herkunft, wurde aber – wie sein Vater – evangelisch getauft und erzogen.

1912 begann er sein Jurastudium, welches er aufgrund des 1. Weltkrieges 1914 unterbrechen musste. Wegen Dienstuntauglichkeit meldete er sich zum Sanitätsdienst, wofür er 1918 das Bayerische Verdienstkreuz erhielt.

1917 nutzte er einen Urlaub, um noch während des Krieges die erste juristische Staatsprüfung abzulegen. Er promovierte 1920 über die Strafrechtstheorie Anselm Feuerbachs und startete seine wissenschaftliche Karriere bei Moritz Liepmann am Seminar für Strafrecht und Kriminalpolitik in Hamburg.

Die erste Station nach seiner Habilitation 1922 war eine Professur in Jena. 1928 übernahm Max Grünhut eine ordentliche Professur in Bonn – das Land Thüringen ließ den hervorragenden Juristen nur ungern ziehen.

In Bonn erlebte er eine enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit Alexander Graf Dohna, der ebenfalls eine Professur für Strafrecht innehatte. Von dieser Kooperation und Freundschaft profitierten die Studierenden, aber auch die juristische Fakultät gewann an Ansehen.

Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, nahm seine wissenschaftliche Karriere ein jähes Ende. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde er noch im gleichen Jahr in den Ruhestand versetzt.

Mit geringen Bezügen, die immer neu bewilligt werden mussten, konnten er und seine Frau Elisabeth gerade so in Bonn überleben. Anders als an vielen deutschen Fakultäten wandten sich Kollegen, darunter Graf Dohna, Erwin von Beckerath und der damalige Dekan Heinrich Göppert, nicht von ihm ab, als er als „Nicht-Arier“ gebrandmarkt wurde.

1939 ging Max Grünhut mit seiner Frau ins Exil nach Oxford, wodurch er sich der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik entziehen konnte. An der englischen Eliteuniversität fand er eine neue wissenschaftliche Heimat und wurde zum Mitbegründer der wissenschaftlichen Kriminologie im englischen Königreich.

Die juristische Fakultät in Bonn berief Max Grünhut 1947 zum zweiten Mal, indem sie ihm den Lehrstuhl des 1944 verstorbenen Graf Dohna anbot. Er lehnte ab, kehrte aber mehrmals als Gastdozent nach Bonn zurück.

Max Grünhut starb am 6. Februar 1964 in Oxford.

Weitere Informationen zu Max Grünhut finden sich in seinem Nachlass, der in der ULB aufbewahrt wird und durch ein Inhaltsverzeichnis erschlossen ist.

In einem Brief an die Gräfin Dohna vom 16.06.1947 schrieb Max Grünhut über seine Zeit in Bonn und was ihm die Freundschaft mit Alexander Graf Dohna bedeutete. Dieser Brief findet sich im Nachlass von Dohna (NL Dohna II A.), der ebenfalls in der ULB aufbewahrt wird.

Wird geladen