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10. August 2025

Im Fadenkreuz: Erich Rothacker (1888-1965) Im Fadenkreuz: Erich Rothacker (1888-1965)

zum 60. Todestag des Bonner Philosophen

Porträt Erich Rothacker
Porträt Erich Rothacker - NL Rothacker V, 4 : 60 © ULB Bonn
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1966 erwarb die ULB den Nachlass von Erich Rothacker, der neben etwa 7.000 Briefen auch eine große Anzahl an wissenschaftlichen Dokumenten aufweist. Der Nachlass gehört zu einem der meistgenutzten Bestände der ULB, nicht nur wegen Rothackers Werk, sondern auch wegen seines Wirkens während des Nationalsozialismus. Bereits 1932 hatte er sich öffentlich für die Wahl Adolf Hitlers ausgesprochen und war am 1. Mai 1933 der NSDAP beigetreten.

Erich Rothacker, der am 12. März 1888 in Pforzheim geboren wurde, entstammte einer vermögenden Kaufmannsfamilie. 1907 begann er ein Studium der Philosophie in Kiel, wo er sich zum ersten Mal mit Schriften Karl Lamprechts zur Geschichtswissenschaft auseinandersetzte. 1909 zog es ihn nach München. Dort hörte er Vorlesungen in Philosophie, Kunstgeschichte, Romanistik und Nationalökonomie und lernte die Porträtmalerin Käthe Bunger kennen, die er 1913 heiratete

Immer wieder kehrte Rothacker zum kulturgeschichtlichen Ansatz Lamprechts zurück und promovierte schließlich 1911 über dessen Kulturstufenlehre. Der Erste Weltkrieg verzögerte seine wissenschaftliche Karriere, sodass er sich erst 1920 habilitieren konnte. 1929 folgte er einem Ruf an die Bonner Universität, wo er Philosophie und Psychologie lehrte

Von den Nationalsozialisten hatte sich Rothacker – im Sinne seiner kulturpolitischen Vorstellungen – Reformen der Hochschullandschaft erhofft und für sich selbst die Rolle eines Gestalters in diesem Bereich.  Auch wünschte er sich großzügige Fördermittel für besondere Institute zur Erforschung von Volkstum und Rasse – hatte Karl Lamprecht 1909 doch sein Institut für Kultur- und Universalgeschichte in Leipzig eröffnen können.
Keiner dieser Wünsche erfüllte sich, sodass sich Rothacker bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges vornehmlich auf seinen Posten als Lehrstuhlinhaber zurückzog. 1940 wurde er zusätzlich zum Direktor des Psychologischen Instituts der Bonner Universität ernannt. 

Wegen seiner Nähe zum Nationalsozialismus wurde Rothacker im April 1945 vom Dienst suspendiert, konnte aber bereits 1947 an die Bonner Universität zurückkehren, wo er bis zu seiner Emeritierung 1956 lehrte. Er starb am 10. August 1965 in Bonn.

Lesetipp: Ralf Stöwer, Erich Rothacker – Sein Leben und seine Wissenschaft vom Menschen (2012), online frei zugänglich in bonndoc.

Die ULB besitzt zudem den umfangreichen Nachlass von Karl Lamprecht.

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